自有先人伴竹居,蒙竹荫蔽。观竹色青青,嗅竹叶香香,听竹应和风雨飒飒声而眠。
逢疾风骤雨,飘风不终朝,骤雨不终日。无风无雨也无晴时,亭亭玉立。
竹载经史诗,传承有几许?我愿搬个小竹凳,坐在竹林中,温故而知新。
Mit eigenem Ahnengeist wohn’ ich unterm Bambus, vom Blattwerk sanft beschattet.
Seh’ das Grün der Halme, riech’ den Duft der Blätter, lausch’ dem Rauschen von Wind und Regen und schlafe ein.
Stürmen kalte Winde, regnet’s kurz und heftig, verweilt der Sturz nicht einen Tag, verweilt der Orkan nicht eine Stunde.
Doch weder Wind, noch Regen, noch Sonnenschein erreichen sein stilles Steh’n – aufrecht, schlank und stolz.
Bambus trägt Schriften, Geschichte, Poesie – wie viel hat er weitergegeben?
Ich rücke mein kleinen Hocker heran, setze mich in den Hain, das Alte studierend,
Neues erkennend.
Kailiang Yang ist ein Maler der Übergänge. Seine jüngsten Werke – ätherische Stadtlandschaften in silbernen Blautönen und gedämpftem Grau – schweben zwischen Sichtbarem und Erinnerbarem. Vom Regen glänzende Straßen, Brücken in der Dämmerung, gesichtslose Fassaden: Oft menschenleer, und doch dicht von stiller Atmosphäre. Ein einzelnes Auto unter einem weißen Mond, ein Weg, der sich durch Nebel windet, ein Fenster mit Blick auf einen zu stillen Innenhof – Yang hält die Welt fest, als würde sie im Moment des Betrachtens bereits verschwinden.
In der Tradition des Flaneurs durchstreift Yang die Stadt nicht, um ihr Treiben festzuhalten, sondern um ihre Seele zu destillieren. Er malt aus der Erinnerung, nicht aus der Beobachtung – ein langsamer Blick, ein malerischer Atemzug. Das Ergebnis ist eine Bildsprache jenseits des Moments, in der Pinselstriche zu Flüstern werden und das Ungesagte ebenso präsent ist wie die Form.
Im Zentrum der Ausstellung steht Bamboo, ein fünfteiliges Gemälde, das von innen nach außen blickt – in einen Garten aus schlanken Halmen und grünen Andeutungen. Bambus wird hier mehr als ein Motiv: Er wird zum Sinnbild. Für Ausdauer, Sanftheit, Kontinuität. In einem kurzen Gedicht des Künstlers wird er als Schutz, Erinnerung und Lehrer beschrieben – ein uralter Begleiter für jene, die zuhören. Auch die Bilder selbst folgen diesem Prinzip: Sie stellen nichts aus, sondern stellen Raum zur Verfügung.
Diese Vorstellung von Raum – als Zuflucht, als Innehalten – durchzieht die gesamte Ausstellung. Manche Werke lösen sich fast in Nebel auf (Meer, 40 x 30 cm, 2025, Oil / acrylic on wood)), andere deuten ferne Wege an (Jingsi Straße, 24 x 40 cm, 2025, Oil | acrylic on wood) oder schemenhafte Vegetation an Flussufern (Silberner Fluss 2, 30 x 40 cm, 2025, oil / acrylic on wood). Was sie verbindet, ist nicht das Motiv, sondern die Stimmung. Yangs malerische Oberflächen sind Schleier aus Wetter und Erinnerung. Wie sein Lehrer Norbert Schwontkowski einmal schrieb: „Es gibt seltene Momente, in denen ein Maler einen Ton erfindet, den man noch nie gehört hat.“
1974 in Jinan, Provinz Shandong, geboren, studierte Yang zunächst an der Shandong Art University und später in Hamburg bei Norbert Schwontkowski und Werner Büttner. Seine Werke wurden unter anderem im KW Institute for Contemporary Art, im Kunsthaus Hamburg, in der Kunsthalle Dresden und im National Art Museum of China gezeigt.
Heute lebt Yang mit seiner Familie wieder in Jinan. Doch seine Malerei bleibt ein Dazwischen: zwischen Kontinenten, Geschichten und Sprachen. Eine kulturelle Brücke, ohne je belehrend zu sein. Er „übersetzt“ nicht zwischen Ost und West – er atmet beides zugleich.
Gemeinsam bilden die hier präsentierten Werke eine stille Konstellation – ein visuelles Tagebuch ohne Handlung, in dem Licht und Stille das Gewicht der Bedeutung tragen.
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Yang Kailiang, Bambus
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Yang Kailiang, August, 2025
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Yang Kailiang, De He Yuan (Fenster zum Hintergarten), 2009
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Yang Kailiang, De He Yuan (Hochtor und Fenster zum Garten) Part 2, 2009
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Yang Kailiang, Jingsi Straße, 2025
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Yang Kailiang, Kleines Bötchen, 2025
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Yang Kailiang, Kleines Brückchen, 2025
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Yang Kailiang, Lange Nacht, 2025
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Yang Kailiang, Ma Ta, 2025
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Yang Kailiang, Meer, 2025
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Yang Kailiang, Meine Sonne, 2025
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Yang Kailiang, Meine Sonne 1, 2025