TOM REICHSTEIN CONTEMPORARY freut sich, vom 4. Dezember 2020 – 6. Februar 2021, die Video- und Zeichnungsausstellung ‚PANTA RHEI‘ der japanischen Künstlerin AKANE KIMBARA zu präsentieren.
Exklusiv für die Ausstellung wurde eines von zwei Videos im Oktober 2020 in den Räumen der Galerie produziert. Ergänzt werden sie durch Zeichnungen, die laut der Künstlerin Ausgangspunkt ihres filmischen Schaffens sind. Im Umkehrschluss sieht AKANE KIMBARA ihre Filme als „bewegliche Zeichnungen“.
In der titelgebenden Videoarbeit “Panta Rhei” (2020, HD-Video, 18:59 min) zeichnet die Künstlerin zunächst eine rechteckige Kreidemarkierung auf den Boden. Ein Akteur betritt das Feld und verteilt sorgfältig Papierblätter. Eine zweite Figur taucht auf und bläst die Papiere mit einem Laubbläser weg. Es finden Aktionen statt, bei denen die Akteure und die Künstlerin miteinander agieren. Alles ist im Werden begriffen und in unaufhörlicher Bewegung. Die gezeichnete Markierung stellt eine Grenze dar, die die Bühne der Akteure als deren Aktionsfeld limitiert, gleichzeitig kann sie auch als Toleranz- und Wahrnehmungsgrenze begriffen werden. Die Handlungen sind dem Betrachter eingänglich und doch unvertraut. Es entsteht die Assoziation, dass aus Allem Eins und aus Einem Alles wird.
Die Videoarbeit „Zwischen Hund und Wolf“ (HD-Video, 2020, 63 min) zeigt zwei Personen am Ufer eines Sees, umgeben von Vegetation, die, jeder in seinem eigenen Rhythmus, zwei an der Wassergrenze im Sand stehende, weiße, schritthohe Kuben auf- und absteigen. Dieses bleibt, bis auf wenige Ausnahmen, die einzige Handlung des Films. Hauptakteur der Arbeit ist das sich mit der Zeit verändernde Farbspektrum. Beginnend im sommerlichen Abendlicht, halten die beiden Figuren ihre monotone Beschäftigung bei, bis sie in fast gänzlicher Finsternis der visuellen Wahrnehmung des Betrachters entzogen sind. Von ihrer Anwesenheit zeugen am Ende nur noch die durch die Schwärze dringenden Geräusche. Im gleichen Maße, wie sich das Licht langsam entzieht, entgleitet auch die Arbeit einer klaren Zuschreibung. Nicht das Eindeutige des Lebensrhythmus wird betont, sondern die fließenden Graustufen und so ist dieses Werk ein Lob auf beides, das Helle und den Schatten.
Die reduzierten Zeichnungen zeigen die außergewöhnliche Zeichensprache KIMBARAS. Die Künstlerin lässt kleine, konkrete Motive mit phantastischen Elementen zusammenfließen. Es ergeben sich surreale Miniaturerzählungen, die keiner weiteren Ausführung und keines Kontexts bedürfen. Diese Motive sind nirgendwo verortet, keine lineare Geschichte wird erzählt, keine Realität kopiert. So können sie im Betrachtenden ein unbewusstes Wiedererkennen oder spontane Assoziationen auslösen. Mit nur wenigen Linien wird die menschliche Gefühlswelt umrissen. Eine beruhigende und behutsame Stille entsteht durch subtile Zeichenkunst und Zurückhaltung. KIMBARAS Verzicht durch Weglassung, Aussparung, Zuspitzung und die totale Reduktion auf einfache bildhafte Formulierungen erzeugt Anknüpfungspunkte, die von den Betrachtenden automatisch weitergedacht werden.
So kombiniert die Künstlerin mit Videos und Zeichnungen einen poetischen Raum in der Galerie und im Betrachter selbst.